Jede Entwicklung des Kindes geht von seinem Willen aus
Den Unterricht so zu gestalten, dass das Kind zum Tätigsein angeregt wird, ist ein Hauptziel.
Dazu bietet die Lektionentafel und der Lehrplan 21 vielseitige Möglichkeiten und auch die Grundlagen für einen kontinuierlichen Aufbau.
Herauszufinden welche Methode bei welchem Kind zu einem freudigen lernen führt, ist eine der grossen Aufgaben der Lehrpersonen. Das untenstehende ist als Anregungen zu verstehen.
Reim, Rhythmus und Takt sind formende Kräfte, die das Kind gerne ergreift. Erzählungen regen im Kind Fantasie und innere Bild – schaffende Kräfte an. Das Erüben der Kulturtechniken wird künstlerisch verlebendigt: Schreiben- und Lesen lernen, mehr plastisch – bildnerisch, das Rechnen musikalisch – rhythmisch ergriffen.
Der Fächerkanon im weiteren Verlauf wird immer breiter. Doch steht immer die Freude am Lernen, die Welt immer mehr durch ein Eigenes erleben und ergreifen können, im Vordergrund.
Rhytmischer Teil
Sprechen, Singen, Musizieren, Bewegen: Damit beginnt jeder Schultag. Durch rhythmisierte Bewegung und Gebärden ergreift das Kind seinen Körper, wacht auf, wird anwesend. Liedlein und Sprüchlein fördern den Spracherwerb. Dieser Unterrichtsteil ist wichtig für die Förderung der basalen Sinne. Gleichgewicht, Körpergefühl, Bewegungsempfinden sind Grundlagen der kognitiven Fähigkeiten. In Singspielen und Spielen, die Geschicklichkeit erfordern wird dieses Üben an den basalen Sinnen im laufe des Tages immer wieder aufgegriffen.
Formenzeichnen
Es geht dem Schreiben- lernen voraus und wird immer wieder aufgegriffen. Geraden, Bögen, Kreise, Spiralen werden in vielfältiger Weise grossflächig gestaltet. Das Kind geht die Formen auf dem Boden, schreibt sie gross in die Luft usw. bevor sie auf ein Blatt gebracht werden. In den Formen ist oben – unten, rechts- links versteckt. das Kind muss innerlich Gleichgewichten, sich Ein- Mitten, die Raumesrichtungen in seinem Leib erfassen. Im Formenzeichnen werden motorische Fertigkeiten, das Erkennen von Raum-Lagebeziehungen und optisch-graphomotorischen Fertigkeiten, geschult, die für das Schreiben von Zahlen, Buchstaben und Wörtern von Bedeutung sind. In der 2. Klasse kommen Spiegelbildformen dazu. Nach der Mittelstufe geht es über in die Geometrie einerseits und den Künstlerischen Zeichenunterricht andererseits.
Schreiben- und Lesenlernen
Beim Einführen der Buchstaben wird darauf geachtet, dass ein Bild gefunden wird, in dem das Kind die Buchstabengestalt erkennen kann. Durch das Bild kann es sich die Buchstabenform mit dem Gefühl aneignen. Oft werden die Buchstaben in einer fortlaufenden Geschichte immer weiter eingeführt. Das Erüben der Buchstaben wird vielfältig geübt: auf dem Boden gehen, in die Luft schreiben, Plastizieren, Nachfahren, kleben, mit den Füssen schreiben. Das Schreiben kommt vor dem Lesen. Immer wieder werden Worte gesucht, die mit einem bestimmten Buchstaben beginnen und an die Tafel oder ins Übheft geschrieben. So wird das Kind zunehmend auch mit Wortgestalten vertraut. In der 2. Klasse kommen die kleinen Buchstaben dazu. In kurzen Erzählungen erfahren die Kinder, wie aus dem grossen Buchstaben ein kleiner wurde.
Erzählen
Die bunten Bilder der Märchen, die die vorstellende Kraft der Kinder anregen und tiefe Geheimnisse des Menschseins bergen, bilden den Erzählstoff der ersten Klasse. Aus dem Lebensumfeld des Kindes, von Tieren, Pflanzen, Wiesen, Wald wird dem Kind erzählt. Das Nacherzählen wird geübt und nach Möglichkeit das schriftliche Festhalten. In der 2. Klasse werden Fabeln erzählt. Die wie Menschen handelnden Tiere lassen Fragen über Motive von Handlungen und den daraus entstehenden Folgen aufkommen. In den Legenden erfährt das Kind etwas über dasjenige im Menschen, das nach Vollkommenheit strebt.
Rechnen
“Die Zahl selbst hat ihre Erfahrungsgrundlage in einem verinnerlichten Bewegungserlebnis” (Schuberth). Zahlenverhältnisse und Bewegungen sind Elemente der Musik. Indem das Kind rhythmisierte Zahlenreihen bewegt und spricht, erfährt es unmittelbar Qualitäten der Zahlenverhältnisse. Klangstäbe ermöglichen das Erleben von Zahlenharmonien. Taktmässiges, Rhythmisches durchzieht in vielen Variationen den Rechenunterricht. Handelnd wird an das Erleben der Rechenoperationen herangegangen. Zahlen-, Bewegungs- und Ratespiele und die Anregung der verschiedenen Sinnestätigkeiten ergänzen das Übfeld. Das Zählen und Rechnen knüpft an konkrete Gegenstände und Umstände aus dem Umfeld der Schüler an.
Malen
Mit Wasserfarben werden auf ein feuchtes Papier Farben aufgetragen, die Farben können so ausfliessen und miteinander in Beziehung treten. Nicht ein vorgestelltes Motiv wird gemalt, sondern die Farben werden in ihrer Aussage erlebt. Dazu werden kleine Geschichten erzählt: vom feurigen Rot, dem scheuen Blau, dem lustigen Gelb, dem ruhigen Grün z.B. Wie wirken die Farben zusammen? Wie durchmischen sie sich? Das Kind soll nicht durch Vorstellungen gebremst werden, sondern in ein intensives Farberleben kommen. Aus dem Farberleben heraus werden später Gestalten aus den Märchen, Legenden und aus den Erzählungen zum Unterricht gemalt.
Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG)
Die Erkundung der nächsten Umgebung und der Bereich Arbeit und Beruf der Menschen nehmen einen grossen Teil des Hauptunterrichtes in Anspruch. Die in der Unterstufe besprochenen Berufe werden zunächst als so genannte Urtätigkeiten des Menschen erlebt. Ziel ist es, ein erstes Verstehen und Wertschätzen von Arbeit und Beruf anzulegen. Die Kinder sollen sich positiv verbinden können mit ihrer Heimat und eine Vorstellung bekommen von der Vielfalt und der Schönheit der Natur.